Warum ‘Nachbeeltern’ so wichtig ist!

Sich selbst nachbeeltern macht geduldiger mit den eigenen Kindern
 

„Sich nachbeeltern“ (oder nachbe-Eltern) bedeutet, dass du dich als Erwachsener um alte Wunden aus deiner Kindheit kümmerst – sozusagen nachträglich emotional gut für dich selbst sorgst. Die Idee dahinter ist, dass du dir heute das gibst, was dir damals – in deiner eigenen Kindheit - vielleicht gefehlt hat:

Sicherheit, Anerkennung, Liebe oder Geborgenheit …

Es geht darum, alte Bedürfnisse ernst zu nehmen und sie (im heute) selbst zu stillen, statt ewig darauf zu warten, dass jemand anders das tut.

Man könnte dazu auch sagen: Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen, indem wir Verdrängtes verarbeiten. Und damit ist ‘Nachbeeltern’ auch Teil der Gefühlsregulation.

 

Warum Nachbeeltern?

Wenn dir der Begriff neu ist, scheint er anfänglich womöglich ein wenig strange.

In der Kindheit entwickeln wir viele unserer emotionalen Grundlagen. Wenn damals etwas schiefgelaufen ist – z. B. weil du nicht genug Aufmerksamkeit bekommen hast oder deine Gefühle nicht ernst genommen wurden oder Schlimmeres – wirkt sich das oft bis ins Erwachsenenalter aus.

Als Vater oder Mutter eines Kindes beeinflusst es damit auch maßgeblich, wie du mit deinem eigenen Kind umgehst. Verdrängte Gefühle von damals brechen bei passender Gelegenheit in krasser Schnelligkeit über dich herein. Der Säbelzahntiger in dir übernimmt.

Vielleicht fühlst du dich heute manchmal nicht gut genug, übernimmst zu viel Verantwortung oder traust dich nicht, „Nein“ zu sagen.

Dein Kind nervt dich in bestimmten Situationen, obwohl du es eigentlich unterstützen wolltest – sprich, es ‚triggert‘ dich.

Nachbeeltern hilft, solche Muster zu erkennen und sie Schritt für Schritt aufzulösen.

 

Wie geht das? *

Nachbeeltern heißt vor allem, liebevoller mit dir selbst zu werden. Es ist wie, als würdest du dir selbst der Elternteil sein, den du dir immer gewünscht hast.

Hier ein paar Ideen:

  1. Deine Bedürfnisse erkennen: Überleg dir: Was hat dir als Kind gefehlt? Vielleicht Anerkennung, Trost oder das Gefühl, wichtig zu sein? Schreib es auf oder sprich mit jemandem darüber.

  2. Innere Elternrolle übernehmen: Stell dir vor, du wärst dein eigener Elternteil. Was würdest du deinem „inneren Kind“ sagen, wenn es traurig oder wütend ist? Sei mitfühlend und unterstützend – genauso, wie du es dir damals gewünscht hättest.

  3. Gefühle zulassen: Es ist okay, alte Gefühle wie Traurigkeit oder Wut nochmal hochkommen zu lassen. Gib ihnen Raum. Vielleicht hilft dir Schreiben, Weinen oder ein ehrliches Gespräch mit einem vertrauten Menschen. Damit löst du diese unverarbeiteten Gefühle auf und sie können endlich ‘verpuffen’ - sie müssen sich nicht künftig nicht mehr melden.

  4. Sich selbst verwöhnen: Tu dir regelmäßig etwas Gutes. Das kann ein warmes Bad sein, ein Spaziergang, Kuscheln mit der Katze oder einfach mal „Nein“ zu Dingen sagen, die dir nicht guttun.

  5. Heilsame Beziehungen suchen: Umgib dich mit Menschen, die dich respektieren, stärken und bei denen du dich sicher fühlst. Gesunde Bindungen können alte Verletzungen ausbalancieren. Löse dich im Gegenzug von Menschen, die dir nicht guttun bzw. dir mit ihrer Art ständig Energie rauben.

 

Ein Beispiel für ‘sich Nachbeeltern’

Stell dir vor, du wurdest als Kind selten gelobt oder im Gegenteil für alles kritisiert. Dann könntest du üben, dich heute selbst zu feiern – egal ob für kleine oder große Erfolge. Hast du etwas geschafft? Dann sag dir innerlich: „Gut gemacht!“ Und erlebe das wertschätzende Gefühl im heute und löse damit bewusst das unverarbeitete negative Gefühl von damals. Es fühlt sich anfangs vielleicht ungewohnt an, aber mit der Zeit wird es normaler.

 

Und warum das Ganze?

Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu ändern. Die bleibt, wie sie war. Aber du kannst heute Verantwortung für dein Wohlbefinden übernehmen. So kommst du Schritt für Schritt in ein besseres Gefühl mit dir selbst – und das macht nicht nur dein Leben schöner, sondern auch deine Beziehungen entspannter. Du wirst besser in der Selbstregulation und - vor allem, wenn du Kinder hast: Du wirst weniger getriggert und bleibst gelassener.😊

* Wichtiger Hinweis: Wenn du in deiner Kindheit traumatische Erlebnisse hattest, kann die Auseinandersetzung damit emotional sehr belastend sein. Solche Themen sollten nicht allein, sondern mit der Unterstützung von fachkundigen TherapeutInnen oder BeraterInnen bearbeitet werden. Professionelle Begleitung hilft dir, schwierige Gefühle in einem sicheren Rahmen zu verarbeiten und dein Wohlbefinden zu schützen. Bitte zögere nicht, dir Hilfe zu suchen – du musst diesen Weg nicht allein gehen. 💚

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